„Es klang nach Abenteuer“

„Es klang nach Abenteuer“

20. November 2017 | von Thorsten Naeser

Sven Jandura hat in seiner Altersklasse den internationalen Physik-Wettbewerb im rumänischen Oradea gewonnen. Neben diesem großartigen Erfolg kehrt der Student der Ludwig-Maximilians-Universität mit vielen neuen Eindrücken nach München zurück.

Im ersten Moment kann Sven Jandura es selber nicht glauben. Mit rund 80 weiteren Teilnehmern sitzt der Physik-Student der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) im Theatersaal des Gymnasiums Ady Endre im rumänischen Oradea. Die Verkündung des ersten Platzes im internationalen Physik-Wettbewerb steht an. Dr. Istvan Bartos, der Organisator des Wettbewerbs, ruft Svens Namen als Sieger in der Kategorie „Studenten“ aus. Damit hat Sven es Schwarz auf Weiß: Er hat die zehn Aufgaben am besten gelöst. Istvan Bartos gratuliert Sven unter Beifall des Publikums und vor allem des Teams, mit dem er aus München knapp 1000 Kilometer nach Oradea am Tag zuvor, angereist war.

Sven war einer von vier Teilnehmern des Teams um die beiden Organisatorinnen Dr. Silke Stähler-Schöpf und Dr. Zsuzsanna Major. Drei Jahre zuvor, noch als Schüler, war Sven zu Gast im Schülerlabor PhotonLab des Labors für Attosekundenphysik am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching. Dort kam er zum ersten Mal mit Lasertechnologie in Berührung und lernte Silke Stähler-Schöpf, die Leiterin des PhotonLabs, kennen. Zsuzsanna Major ist Laserphysikerin im Labor für Attosekundenphysik unter der Leitung von Prof. Ferenc Krausz, der den Wettbewerb in Oradea unterstützt.

Nach dem Abi verschlug es Sven zum Studium von Dresden nach München. „In München gibt es in der Physik so viele Möglichkeiten, zwei Unis und zahlreiche Max-Planck-Institute. Das hat mich gereizt, hier zu studieren“, sagt Sven. „Und das Bier ist auch nicht schlecht“, schmunzelt er. Laser findet der junge Student „cool“. Momentan begeistert er sich vor allem für Quantencomputer.

Zum Physik-Wettbewerb in Rumänien ist Sven über eine Freundin gekommen. „Ann-Kathrin Raab hat mich gefragt, ob ich Lust hätte teilzunehmen“, erzählt Sven. „Es klang alles etwas abenteuerlich und ich war noch nie in Rumänen“, sagt er. „Ich war davor schon zweimal bei der internationalen Physikolympiade dabei, aber so etwas Exotisches wollte ich unbedingt einmal mitmachen.“

Zusammen mit Ann-Katrin Raab, Jonas Hamp, Serafin Körner und den beiden Betreuerinnen Silke-Stähler Schöpf und Zsuzsanna Major ging es dann im Bus 11 Stunden lang nach Oradea. Oradea ist eine ungarisch geprägte Stadt im Westen von Rumänien. Dort richtet der ehemalige Physiklehrer Istvan Bartos jedes Jahr den Physik-Wettbewerb aus, an dem vor allem Teams aus Osteuropa teilnehmen. Das Gymnasium Ady Endre wird in diesen Tagen zur Schlaf- und Wettkampfstätte für junge, physikbegeisterte Schüler und Studenten. Zum ersten Mal ist in diesem Jahr ein deutsches Team mit von der Partie.

Sven hatte sich gut vorbereitet. Die Aufgaben der letzten Jahre waren allen Teilnehmern bekannt und einmal durchgerechnet. Und so konnte der junge Student souverän und nur mäßig aufgeregt in den Wettbewerb starten. Drei Stunden hatten die Teilnehmer Zeit für den Test. Es gab Aufgaben aus der Optik, der Mechanik, der Elektrizitätslehre, der Thermodynamik und der Chemie. Die Zeit zum Lösen der Problemstellungen war dafür gerade ausreichend.

Dann, am Abend, stand die große Preisverleihung an. Nach Vorträgen von eingeladenen Referenten war es soweit. Die Sieger wurden bekannt gegeben und Sven hatte den ersten Preis in der Kategorie „Studenten“ gewonnen. Das Preisgeld waren 100 rumänische Lei, rund 25 Euro. „Davon bin ich in der Stadt nach dem Wettbewerb mit den anderen Teilnehmern schön essen gegangen“, erzählt Sven.

Und nicht nur wegen des großartigen Erfolgs im Wettbewerb hat sich der Ausflug nach Oradea gelohnt. Am Tag danach stand Erholung und Sightseeing auf dem Programm. Das PhotonLab-Team besuchte eine Tropfsteinhöhle, 85 Kilometer östlich von Oradea. Den Teilnehmern bot sich ein gewaltiges Naturschauspiel tief im Berg mit eindrucksvollen Steinformationen, die das Wasser über Jahrtausende geschaffen hat. Am gleichen Abend ging es in die Altstadt von Oradea auf Stadtführung. Und damit noch nicht genug: Auf dem Rückweg blieben Ann-Kathrin und Sven noch einen Tag in Budapest und erkundeten die Stadt auf eigene Faust. Mit vielen neuen Eindrücken gingen erlebnisreiche Tage zu Ende.