James Bond und die Lasermaterialbearbeitung
© TRUMPF

James Bond und die Lasermaterialbearbeitung

26. September 2016 | von Athanassios Kaliudis

In unserem Gastkommentar schreibt Athanassios Kaliudis, Chefredakteuer des Trumpf-Firmenmagazins „Laser Community“ über eine berühmte Filmszene aus den 1960er Jahren. Damals suchte man noch nach Verwendungsmöglichkeiten für den Laser. Hollywood hatte bereits einen Vorschlag.

Als Theodore Maiman 1960 den ersten Laserblitz in seinem Labor zündete, war die Euphorie unter den Forschern groß. Tollkühne Visionen begannen in ihren Köpfen zu reifen. Und während die Ingenieure noch tüftelten und ein Problem suchten, das sie mit dem Laser lösen könnten, machte Hollywood schon einen zukunftsweisenden Vorschlag: Materialbearbeitung. Im wohl erfolgreichsten und prägendsten 007-Streifen „Goldfinger“ aus dem Jahr 1965 hat sich nicht nur James Bond, sondern auch der Laser im wahrsten Sinne des Wortes ins kollektive Gedächtnis der Menschen eingebrannt.

Sean Connery alias 007 liegt gefesselt auf einer Tischplatte aus Gold, während Bösewicht Goldfinger dem Agenten erklärt, er habe keine Verwendung mehr für ihn. Deshalb will er ihn töten. Wie? Mit einem futuristisch anmutenden Werkzeug − dem Laser. Damit Agent und Kinobesucher wissen, was das überhaupt ist, stellt der Bösewicht den Apparat noch mit folgenden Worten vor: „Sie sehen hier einen Laserstrahler vor sich. Er strahlt ein ganz ungewöhnliches Licht aus, das es in der Natur nicht gibt. Er kann einen Fleck auf den Mond projizieren oder auf kürzere Entfernung sogar Metall durchschneiden. Ich werd’s Ihnen zeigen.“ Dann frisst sich ein roter Laserstrahl durch die Tischplatte und droht Connery in zwei Hälften zu schneiden. Goldfinger lässt Bond zappeln, die Angst steht dem sonst so coolen Agenten ins Gesicht geschrieben. Nach einem spannungsvollen Dialog ködert Bond den Bösewicht schließlich mit scheinbaren Insider-Infos und entkommt der tödlichen Gefahr.

Vielleicht war die Angst Connerys vor dem Laserstrahl mehr als nur gute Schauspielerei. Denn der Special Effect sah technisch so aus: Der Laser war nur eine Attrappe, der Strahl ein im Nachhinein hinzugefügter optischer Trick. Äußerst echt hingegen war der Schnitt, der sich bedrohlich Connerys Leibesmitte näherte: Unter der Tischplatte saß ein Mitglied der Filmcrew und zerteilte den vorab präparierten Tisch mit einem Schweißbrenner. Eine heikle Angelegenheit. Die Laser-Szene hat Kultstatus erreicht, weil Laser damals absolut neu waren und für eine Hightechzukunft standen. Und ganz nebenbei hat Regisseur Guy Hamilton gezeigt, wie Laserschneiden von Metall aussehen würde − oder sagen wir: in etwa aussehen würde. Damals Vision, heute Standard − wie wird es in 50 Jahren sein? Welche Visionen, die mit Lasern zu tun haben, werden es wohl bis dahin in den Alltag geschafft haben? Mal sehen, ob ich mir als 82-Jähriger die Antwort mit einem im Bademantel integrierten Miniaturlaser per Wimpernschlag ins Sichtfeld projizieren lasse.