Aus Science-Fiction wird Hightech-Photonik
Schon heute kann man mit Infrarot-Laserspektroskopie auf die molekulare Zusammensetzung des Blutes schließen. In Zukunft wird es dadurch vielleicht möglich, auf Krankheiten, wie etwa Krebs im zumeist noch heilbaren Frühstadium, zu schließen. | © Bild: Alexander Gelin

Aus Science-Fiction wird Hightech-Photonik

15. Juli 2019 | von Veit Ziegelmaier

Als der erste Laser 1960 entwickelt wurde, hatte man nur vage Vorstellungen davon, in welche Anwendungsbereiche das stark gebündelte, hochintensive Licht einmal vordringen könnte. Doch bald begann der Siegeszug des neugewonnenen Lichtwerkzeuges. Heute ist der Laser nicht mehr aus unserer Alltagswirklichkeit wegzudenken. Ob in der Unterhaltungselektronik, der Kommunikation, der Messtechnik, der Industrie, der Medizin und der Forschung. Überall kommen Laser zum Einsatz. Doch sind die Möglichkeiten dieser Lichtstrahlenquelle noch lange nicht ausgeschöpft. Deshalb wird das 21. Jahrhundert von Fachleuten auch als das Jahrhundert des Photons und damit als das des kleinsten Lichtteilchens bezeichnet.

Als Theodore H. Maiman am 7. Juli 1960 den ersten funktionsfähigen Laser in New York der Weltöffentlichkeit präsentierte, mutmaßte die Presse fast einhellig und reißerisch, dass nun eine tödliche „Strahlenkanone“, wie man sie von Science-Fiction-Vorlagen her kennt, zur Realität geworden ist. Tatsächlich verblüffen jene visionären Vorstellungen, die lange vor der Erfindung des Lasers angestellt wurden und bereits die Eigenschaften und denkbare Anwendungsmöglichkeiten gebündelter Strahlenquellen beschreiben. Schon Archimedes soll im 3. Jahrhundert v. Chr. die Idee gehabt haben, durch Bronze- oder Glasspiegel Lichtstrahlen gegen Schiffe zu verwenden, um sie in Brand zu setzen. 1627 beschrieb der Philosoph Francis Bacon in seinem Werk „Nova Atlantis“ prophetisch eine Gesellschaft, die über „optische Werkstätten“ verfügt: „Außerdem bringen wir jede Vielfalt von Strahlen hervor, sodass wir Licht auf große Entfernungen aussenden und ihm solche Kraft und Stärke verleihen, dass man bei dieser Art Licht die zartesten Linien und Punkte erkennen kann.

llustration von Henrique Alvim Corrêa zu H.G. Wells „The War of the Worlds“ („Krieg der Welten“) von 1898. Schon früh beschrieb Wells die Idee einer enormen Hitze erzeugenden Strahlenkanone.

Im 19. Jahrhundert entwarfen Autoren wie Jules Verne oder H.G. Wells in ihren Romanen Szenarien mit unvorstellbaren, technischen Entwicklungen. Damit gelten diese Schriftsteller als Begründer der Science-Fiction-Literatur. Als Vordenker ihrer Zeit ließen die Autoren sich von aktuellen Entwicklungen wie der Entdeckung der Röntgenstrahlen und der Radioaktivität inspirieren. Es war H.G. Wells, der in seinem Roman „The War of the Worlds“ („Krieg der Welten“) von 1898 schon früh die Idee einer enormen Hitze erzeugenden Strahlenkanone beschrieb, die er seinen marsianischen Invasoren als mobile Waffe an die Hand gab. Die Strahlenwaffe verselbständigte sich als Zukunftswaffe und wurde durch Comichelden wie Buck Rodgers und Flash Gordon Mitte der 1940er Jahre zur bis heute weitverbreiteten Klischeevorstellung. Mit der Entwicklung des Lasers und dem Wettlauf ins All während der Zeit des Kalten Krieges erlebten futuristische Weltraumszenarien einen weiteren Höhepunkt. Die Serien „Star Trek“ und „Star Wars“ entstanden. Mit ihnen wurden Lasergefechte, Photonentorpedos und Lichtschwerter zum Kult.