Diana F+ auf dem Prüfstand
Die Geschichte der Diana Analogkamera geht zurück bis in die 1960er-Jahre. Heute ist sie Kultsymbol für verträumte und strahlende Aufnahmen. | © Foto: Thorsten Nasser

Diana F+ auf dem Prüfstand

11. Februar 2022 | von Susanna Fischerauer

Als Anhängerin der analogen Fotografie, ist es fast eine logische Konsequenz, dass Susanna Fischerauer irgdenwann mit der Lomographie in Berührung kommt. Schon im Besitz eines alten Rollfilms, legte sich die Studentin jetzt eine äußerst rudimentäre DianaF+ Kamera aus China zu. Die Geschichte der Diana Analogkamera geht zurück bis in die 1960er-Jahre. Heute ist sie Kultsymbol für verträumte und strahlende Aufnahmen. Doch wie sieht die Praxis mit diesem schicken Vintagegerät aus? Mit der federleichten Kamera steigt Susanna in das fotografische Genre der Lomographie ein. Der kleine Apparat stellt ihre Begeisterung für analoge Fotografie auf den Prüfstand.

Ein 20 Jahre alter 120er Redscale-Film in meinem Briefkasten.

Ein 20 Jahre alter 120er Redscale-Film in meinem Briefkasten. Mittelformat. „Habe ihn bei meiner Mutter im Schrank gefunden, hoffe er ist noch ok“, lautet die Botschaft meiner Freundin Anna, die mich zu meinem nächsten fotografischen Abenteuer animiert. Eigentlich wollte ich mir mal ein günstigeres Lockdown-Hobby zulegen, aber als fotografierender und Platten-hörender Mensch funktioniert das irgendwie nicht.

Her muss sie also, eine Lomography Diana F+, in die ich den verstaubten Film einlegen kann. Eine Investition von 30 Euro auf EbayKleinanzeigen und zwei Tage später halte ich ein türkises Plastikgestell mit dem Gewicht einer Fliege in meinen Händen. Vorsichtig fädle ich den Rollfilm in das Plastikgewinde. Ist das wirklich keine Spielzeugkamera, die nur so aussieht, als würde sie Bilder machen, denk ich mir als ich zum ersten Mal den geräuschlosen Auslöser-Hebel am Objektiv nach unten drücke. Nicht mal ein kurzes Klicken. Und jetzt? Ich drehe die Kamera um und checke das kleine dunkelrote Fenster auf der Rückseite, wo ich ablesen kann wie viele Bilder ich noch knipsen kann. Verschwommen, mit Hilfe meiner Handytaschenlampe, kann ich eine „1“ erkennen. Ich drehe das Rad weiter. Dabei gibt’s keinen Widerstand, der mir sagt, wann ich beim nächsten Bild angekommen bin. Da ist sie ja endlich, die „2“. Und ich hab Bock auf die nächsten zehn geräuschlosen Klicks, die noch vor mir liegen!

Die wohl größte Umstellung zu meiner restlichen Kamerasammlung sind die wenigen Einstellungsmöglichkeiten der Diana F+. Die Plastikkamera im Vintage-Design hat insgesamt drei Einstellungsebenen. Über einen kleinen Hebel am Objektiv kann ich zwischen Tagaufnahmen und Langzeitbelichtung wechseln. Kleine Wettersymbole sind der Leitfaden für die passende Belichtung. Anschließend schätze ich die Entfernung zwischen Kamera und meinem Objekt ab und passe die Bildschärfe mit dem Fokusring an. Stets mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich insgesamt nur zwölf Mal auslösen kann. So steh ich um einiges länger auf der Matte als sonst, bis ich endgültig entschieden habe, was und mit welchen Einstellungen ich fotografieren will.

No risk no fun dachte ich mir und startete direkt mit der herausfordernsten challenge, die man mit so einem alten Film anstellen kann: Langzeitbelichtungen nachts, den Auslöser bis zu einer Minute lang gedrückt und gestapelte Steine als Untergrund – damit es weniger wackelt hab ich kurzerhand ein selbstgebasteltes Stativ auf die Beine gestellt. Anfangs hab ich wild nach dem Motto try und error fotografiert, doch nach dem ersten entwickelten Film wird mir klar: es braucht Frustrationstoleranz! Denn die Bilder waren unbrauchbar.

Ich freundete mich mit dem Gedanken an, es als Experiment zu sehen und begann, mir kleine Notizen zu den Einstellungen zu machen. Nach dem zwölften Mal Auslösen dreh ich den Film mindestens doppelt so vorsichtig, wie ich ihn anfangs eingefädelt hab, wieder auf und öffne die Klappe. Hier ist oberste Vorsicht geboten. Denn ist der Film nicht eng genug gewickelt, kann er sich schnell in fotografischen Abfall verwandeln. Mittlerweile weiß ich: Es hat die Fehler und Anläufe gebraucht, bis ich den mysteriösen Plastikkasten einschätzen konnte. Dennoch bleiben die finalen Abzüge eine Überraschungstüte! Ob verwackelter Kunstunfall oder gekonnter „Shot“ in vertäumter Retro-Optik – jeder Schnappschuss ist ein Unikat.